P.klemmeri verspeist Heimchen

Das richtige Futter und die richtigen Vitaminpräparate sind sicher einer der wichtigsten Aspekte in der Phelsumenhaltung und in der Terraristik allgemein. Einseitiges Futter und fehlende oder zu geringe Vitaminversorgung führen früher oder später zu Mangelerscheinungen und/oder lustlosem, trägem Verhalten der Tiere. Die gefährlichste, leider aber auch am weitesten verbreitete Mangelerscheinung diesbezüglich ist die sogenannte Rachitis, Knochenerweichung als Folge von Kalzium- und Vitamin D3 Mangel. Oftmals herscht der Irrglaube, eine vermehrte Vergabe von Kalzium würde einer Rachitis vorbeugen. Leider kann das Kalzium durch Fehlen von Vitamin D3 nicht vom Organismus verarbeitet werden. Dabei sind die Reptilien in der Lage, das Vitamin D3 durch Synthetisierung über die Haut bei Einwirken von UVB-Bestrahlung selbst zu erzeugen. Da aber in der Regel in den Terrarien weit weniger UVB-Strahlung herscht als es die natürliche Sonnenstrahlung erzeugt, ist eine Zufütterung dieses Vitamins unerlässlich. In den folgenden Absätzen wollen wir versuchen, etwas aus unseren bisherigen Erfahrungen weiterzugeben. Zu Beginn ist es sicher nicht leicht, die richtige Menge der Futterinsekten und die richtige Art und Menge der Vitaminversorgung festzulegen. Hilfe bekommt man hierzu sicher von befreundeten erfahreneren Haltern oder mittlerweile zahlreich in verschiedenen Diskussionsforen im Internet. Ein solches gibt es z.B. auf der Webseite der IG-Phelsuma -www.ig-phelsuma.de- . Die eine oder andere gezielte Frage könnt ihr natürlich auch an uns stellen über das Kontaktformular oder per email.

Heimchen

Die am meisten verwendeten Futterinsekten sind bei uns Heimchen, siehe Foto links. Heimchen sind sehr fleischig und haben einen nicht so harten Chitinpanzer wie beispielsweise Grillen oder Heuschrecken. Wobei letztere auch schonmal als alternative Abwechslung gegeben werden. Sowohl Heimchen, als auch Grillen oder Heuschrecken gibt es in allen Größen in kleinen, durchsichtigen Boxen mittlerweile schon fast in jeder Zoohandlung. Da das Hobby Terraristik mehr und mehr an Beliebtheit gewinnt, erweitern viele Zooläden ihr Angebot, welches dann auch vermehrt Futterinsekten beinhaltet.
Alternativ bzw. ergänzend zu Heimchen und Co. geben wir seit einiger Zeit auch die sogenannten Schokoschaben, die es auch in verschiedenen Größen gibt. Nur sehr selten, vielleicht alle paar Wochen sollten sehr fetthaltige Raupen, Maden oder Würmer verfüttert werden. Von Maden haben wir schon lange Abstand genommen. Dann lieber abwarten, bis aus Fliegenmaden Fliegen geschlüpft sind oder aus Wachsmaden entsprechend die Wachsmotten. Besonders der Umgang mit in Angelgeschäften erhältlichen Fliegenmaden ist sehr praktisch. Wenn sie sich verpuppt haben, gibt man sie einfach ins Terrarium und wartet ab, bis die Fliegen schlüpfen, welche dann auch mal für etwas Bewegung im Becken sorgen. Die Maden können in kleineren Portionen im Kühlschrank lange aufbewahrt und nach und nach rausgeholt werden.
Im Sommer kann man wunderbar auch auf heimische Insekten zurückgreifen. Viele Phelsumenhalter schwören auf das sogenannte Wiesenplankton. Das sind alle Arten von Kleininsekten, die man auf der Wiese findet. Fangen kann man die z.B. mit einem Kecher und einer hintenan befestigten Kunststoffflasche. Wir geben auch gerne Langbeine oder Schnaken in das Terrarium, halt alles, was sich so in der Wohnung oder auf dem Balkon verirrt.

Frisch geschlüpfte Phelsumen und kleinere Jungtiere bekommen bei uns außer Mikroheimchen, die kleinste Variante, auch vermehrt Drosophila (kleine Fruchtfliegen) und Ofenfischchen. Diese sind ähnlich der Silberfischchen, vermehren sich aber nur bei sehr warmen Temperaturen.
Das Hauptfutter wird von uns nach dem Erwerb etwas aufgewertet. Beim Kauf einer befüllten Heimchenbox, wird der Inhalt dieser alsgleich auf mehrere Boxen verteilt oder größere Heimchen in Faunaboxen umgesetzt. Gefüttert werden die Insekten dann mit Vitakraft Trockenfutter, z.B. für Nager oder mit Haferflocken und frischen Möhrenscheiben. Die frischen Möhren decken den Flüssigkeitsbedarf der Heimchen und versorgen sie mit Vitamin A und Beta Karotin. Das Beta Karotin hat Pro Vitamin A Charakter, was für die Häutung der Phelsumen sehr förderlich ist. Und da die ja die Heimchen bekommen, zehren auch die Geckos von diesen Vitaminen. Weiterer positiver Nebeneffekt dieser Vorgehensweise ist, dass sich die Insekten so deutlich länger halten. Eine unbehandelte Heimchenbox beinhaltet nach einer Woche kaum noch lebende Insekten. Nach der beschriebenen Vorgehensweise hält sich so eine Box allerdings bis zu 6 Wochen. Man muss natürlich alle paar Tage die Möhrenscheiben gegen frische austauschen. Vorsichtig muss man mit den frischen Möhrenscheiben bei den kleinen Eierkartonstücken sein, die immer in den Heimchenboxen enthalten sind. Wenn sich Möhrenscheibe und Karton berühren, man z.B. die Möhrenscheibe einfach in den Eierkarton legt, fängt dieser schnell an zu schimmeln. Wir spießen die Scheiben auf einen Zahnstocher und stecken den Zahnstocher so in den Eierkarton, dass keine oder nur sehr geringe Berührfläche zwischen Karton und Möhre entsteht. Außer den Heimchen und vielleicht noch den Schokoschaben, werden bei uns aber keine weiteren Insekten derart gepflegt.

P.nigristriata mit einem etwas zu großen Happen

P.inexpectata schleckt Day Gecko Food

Von Futterinsektenzucht haben wir bislang abgesehen. Aufgrund der Menge an Phelsumen, gerade während der Nachzuchtperiode, würde sich das sicher lohnen. Aber da wir die ersparte Zeit dem ersparten Geld vorziehen, belassen wir es beim regelmäßigen Kauf. Zudem befindet sich einer der größten Futtertierhändler Deutschlands -www.kerf.de- ganz in unserer Nähe, so dass es keine Probleme gibt, stets frischen Nachschub zu bekommen.
Bekannt sind die Phelsumen auch für ihre Vorliebe für süße Leckereien. Honig, Fruchtbrei, Bananenmatsch kann kein Taggecko widerstehen. Beim Genuss dieser Süßigkeiten blähen die Geckos regelrecht auf und wirken anschließend fast, als würden sie platzen. Das ist aber völlig normal und legt sich nach einigen Stunden wieder. Aber auch diese Leckereien sollte man allerhöchstens einmal pro Woche, besser alle zwei Wochen mal anbieten. Absolut wild sind alle unsere Phelsumen auf ZooMed's "Day Gecko Food". Das ist ein Pulver auf Blütenpollenbasis, was ansonsten mit keinem wirklichen Vitaminpräparat mithalten kann. Aber irgendwas ist darin, was die Taggeckos magisch anzieht. Unsere Pfleglinge scheinen es schon aus weiter Entfernung zu riechen. Selbst wenn sie sich im hinteren Bereich des Terrariums befinden, muss man nur die Scheibe öffnen, etwas von dem Präparat auf den Finger streichen und vorne an einen Bambus oder an die Beckenöffnung halten. Es dauert keine Minute, dann scheint jegliche Scheu wie weggeblasen und die Tiere kommen zum Schlecken nach vorne. Man kann auch Blütenpollen aus dem Reformhaus oder der Apotheke kaufen und diese anbieten. Wir vermischen diese immer etwas mit Brei oder Joghurt. So werden die getrockneten Blütenpollen weich, quellen auf und können besser geschleckt und aufgenommen werden. Fruchtzwerge werden auch von unseren Geckos geliebt. So kann man den Rest des Bechers, der nicht verfüttert wird, anschließend selber vernaschen.

Vitamine und Mineralstoffe sind in der Phelsumenhaltung unentbehrlich. Wir verwenden seit zwei Jahren als alleiniges Präparat "Calcicare 40+" der Firma Witte Molen. Dieses Präparat ist zwar für Vögel gedacht, hat sich aber auch bei anderen Phelsumenhaltern bereits bestens bewährt. Wir bestäuben alle Futterinsekten mit dem Pulver und haben noch niemals irgendwelche Schwierigkeiten bezüglich Überdosierung gehabt. Wir erwähnen das extra, da es immer wieder Leute gibt, die gerne behaupten, dass bei solchen Präparaten eine Hypervitaminose (Vitaminschock) vorprogrammiert ist. Nach unserem Dafürhalten ist das übertrieben. Seit 2003 verfolgen wir Probleme und Fragen in verschiedenen Diskussionsforen zum Thema Phelsumen und Terraristik. Noch nie haben wir einen nachgewiesenen Fall einer Hypervitaminose vorgefunden. Etliche male allerdings Fälle von Hypovitaminose (Unterversorgung). Weiterhin bewährt hat sich bei uns Nekton Rep oder Nekton Rep Color in Verbindung mit Korvimin ZVT oder Korvimin ZVT+Reptil, welche abwechselnd verabreicht wurden. Auch das relativ neue Präparat Herpetal Complete T ist zu empfehlen. Dieses hat ein für Reptilien sehr vorteilhaftes Kalzium/Phosphor-Verhältnis.
Auch hier empiehlt sich bei Unsicherheit in der Wahl des Vitaminpräparats oder bei Fragen zu einem bestimmten Produkt, eines der vielen Terraristikforen im Internet aufzusuchen und dort gezielt zu suchen oder einfach eine neue Frage zu posten.

Jungtier P.laticauda angularis an seinem Futtertopf

Mit den benannten Vitaminpräparaten werden die Insekten vor der Fütterung bestäubt. Dazu nutzt man am besten eine leere Heimchenbox, schüttet etwas von dem Präparat hinein und einige Insekten, z.B. Heimchen. Das ganze schüttelt man etwas durch, so dass das Pulver an den Heimchen haftet. Anschließend verfüttert man die Heimchen direkt per Pinzette oder aus der Hand an die Phelsumen. Wenn die Tiere so gar nicht von der Pinzette fressen wollen, kann man die bestäubten Insekten auch in ein höheres Töpfchen schütten und das Töpfchen in das Terrarium stellen. Das sollte aber möglichst an einer Stelle platziert werden, die für die Geckos gut einsichtig ist. Zusätzlich kann man noch etwas mehr Pulver in das Töpfchen schütten, damit sich die Heimchen beim Durchlaufen quasi immer wieder erneut selbst bestäuben.
Ein wichtiger Punkt noch zum Thema Vitaminpräparat: Ein ordentliches Produkt hat ein Verfallsdatum angegeben. Vitamine vergehen mit der Zeit, besonders bei Einwirken von Licht. Daher sollte man auch entnommenes Pulver zum Bestäuben möglichst bei jeder weiteren Fütterung erneuern, spätestens aber alle zwei Tage. Mit flüssigen Präparaten haben wir wenig Erfahrung und können daher keine Empfehlungen aussprechen. Einige der wichtigsten Vitamine sind ohnehin fettlöslich und sollten daher besser über das Futter als über das Trinkwasser aufgenommen werden. Desweiteren kann die Aufnahme über das Futter imho besser kontrolliert werden. Unsere Phelsumen nehmen Flüssigkeit über das Sprühen durch schlecken der Tröpfchen auf und suchen eher selten den Wassernapf auf. Dennoch sollte ein Napf, Gläschen oder Schale mit frischem Wasser stets an gut zugänglicher Stelle im Terrarium zur Verfügung stehen.

Abschließend möchte ich noch auf die des öfteren vertretene Meinung eingehen, die Tiere müssten jagen und deshalb werden die Futterinsekten lose in das Terrarium geworfen. Das muss keine unsinige Vorgehensweise sein, sofern die Insekten recht schnell erbeutet werden. Jedoch sehe ich hier verschiedene Risiken. Wenn die Insekten nicht wirklich direkt gefangen und gefressen werden, streifen sie sehr rasch das vorher angebrachte Pulver ab. Natürlich kann man auch dem Brei etwas Vitaminpulver zumischen. So wird dieser aber ja nur alle ein bis zwei Wochen gegeben und überschüssige Vitamine bei der Aufnahme werden nicht gespeichert. Zudem verstecken sich z.B. Heimchen sehr schnell und kommen erst nachts wieder heraus und können so sehr bald zu zirpenden Störenfrieden werden. Wer möchte, dass seine Geckos jagen, der hat ja die Möglichkeit, zwischendurch Fliegen zu geben. Wie gesagt, will ich nicht behaupten, dass die von uns beschriebene Fütterungsmethode die einzig richtige ist, aber sie hat sich bewährt, gerade bezüglich des Themas Supplementierung.
Mehr Informationen zum Thema Fütterung findet ihr auch unter "Haltung + Nachzucht".

Haltung im
Terrarium